Die
AUBESETZUNG 1984 chronologisch
Anmerkung:
Die "heiße Phase" der Au-Besetzung dauerte nur 11 Tage.
Verglichen mit anderen derartigen Ereignissen die mitunter Monate dauerten
ist das eigentlich sehr kurz. Innerhalb der ersten drei Tage gab es gleich
drei Gendarmerieeinsätze.
November/Dezember 1984
Vorbereitungen für die Au-Besetzung beginnen
13.11.1984 Versammlungsanzeige wird bei der Bezirkshauptmannschaft Gänserndorf
eingebracht.
Samstag
8.12.1984
Sternmarsch
auf die Stopfenreuther "Brücklwiese". Abschlußkundgebung
mit 5000-8000 TeilnehmerInnen. Den darauffolgenden Montag sollen Arbeiten
zur Errichtung eines Bauzaunes beginnen
Sonntag 9.12.1984
weitere Vorbereitungen laufen an
(Bild:
Ruhe nach dem ersten Versuch am 10.12.1984 mit Bauwagen bei Stopfenreuth
in die Au vorzustoßen)
DIE HEISSE PHASE
Montag
10.12.1984
Mehrere Hundert Menschen besetzen die Au an vorerst vier "Lagern"
und einem zusätzlichen Checkpoint und errichten Barrikaden. Bauarbeiter
versuchen vorerst vergeblich ins Gelände vorzudringen. Die Bezirkshauptmannschaft
verhängt ein Sperrgebiet (die Verordnung erweist sich später
als ungültig) und lässt entsprechende Tafeln anbringen
Nachmittags, die Zahl der Aubesetzerinnen ist über Mittag abgesunken,
beginnt die Gendarmerie zwei Checkpoints zu räumen. In ihrem Schlepptau
gelangen erste Baufahrzeuge auf eine Auwiese in die nähe des geplanten
Kraftwerkes. Erste Baumfällungen beginnen, werden aber mit Einbruch
der Dunkelheit eingestellt.
Dienstag
11.12.1984
Neuerliche Konfrontation der Gendarmerie mit bereits 1000 bis 1500 AubesetzerInnen
die sich neu formiert haben und neue Barrikaden errichtet haben. Die Gendarmerie
schafft es nicht mehr durchzukommen. Der Lageraufbau beginnt. Die Zahl
der Lager wird ausgeweitet. Ein weiteres Lager entsteht unter anderem
bei den am Vortag vorgedrungenen Baufahrzeugen, diese bilden nun eine
von der Gendarmerie bewachte Enklave. Die Wachablöse muß wegen
der Barrikaden zu Fuß erfolgen.
Mittwoch
12.12.1984
Verhandlungen in der Wiener Hofburg beginnen. Gleichzeitig erfolgt am
Nachmittag ein erneuter Räumungsversuch durch Gendarmerie und erstmals
auch Polizeikräfte (es bleibt unklar, ob es sich dabei um eine geplante
Doppelstrategie oder tatsächlich, wie der Innenminister betont um
eine nicht abgesprochene Einzelaktion eines Einsatzleiters handelt). Der
Versuch scheitert, die Exekutive muß sich zurückziehen.
Ein Landungsversuch bleibt erfolglos (die Wasserstraßenverwaltung
kooperiert mit den Kraftwerksbauern) macht auch eine zusätzliche
Absicherung in Richtung Donau erforderlich.
Arbeiter tauchen beim LAger 4 auf und versuchern mit verteckten Motorsägen
in die Au zu gelangen reinzukommen. Gewerkschafter "stänkern",
Donnerstag
13.12.1984
Die Regierung hat angekündigt, das besetze Augebiet hermetisch abriegeln,
keine Leute mehr hineinzulassen und die AubesetzerInnen aushungern zu
wollen. Ab dem Bekanntwerden dieses Vorhabens treffen in Stopfenreuth
derart viele Lebensmittelspenden ein, dass es für den Rest der Zeit
keine Versorgungsprobleme mehr gibt. Der logistische Aufwand der Verteilung
erhöht sich allerdings.
Barrikaden
werden vorübergehend abgebaut um den eingeschlossenen Baugeräten
vom 10.12. den Abzug zu ermöglichen
Es entsteht eine Pause bis am. 17. 12. eine neue Sperrgebietsverordnung
in Kraft treten soll
14. bis
16.12.1984
Die Zeit wird ausgenützt um die Lager auszubauen, sowie die Barrikaden
an zahl und Stärke signifikant zu erhöhen.
Samstag
15.12.19484
Bundeskanzler Sinowatz tritt in der Samstagabend-Show "Wetten dass"
auf - auch diese Show kann sich dem Hainburg Konflikt nicht entziehen.
In einer Solidaritätsaktion für die Aubesetzung entrollen Aktivisten
von Robin Wood ein Transparent. Moderator Elsner weigert sich, die Leute
aus dem Saal werfen zu lassen, sie können ihr Anliegen vorbringen.
Montag
17.12.1984
Im Schutz der Dunkelheit unternimmt die Exekutive mehrer Vorstöße
als Ablenkungsmanöver um schließlich in der Nähe der Donaubrücke,
fernab der Kraftwerksbaustelle ein Stück Auwald abzuriegeln und mit
Baumfällungen zu beginnen. AubesetzerInnen gelingt es,ins Rodungsgebiet
zu gelangen, die Rodungen werden abgegbrochen
Mittwoch
19.12.1984 "Schwarzer Mittwoch"
Größter Exekutiveinsatz, 1800 Beamte, darunter Wiener Polizeieiheiten
samt berüchtigtem Einsatzleiter wiederholte den Versuch von Montag.
Ein Augebiet wird abgeriegelt und geschlägert (der "Blecha-
Platz") Erstmaliger und einzigartig gebliebener ziviler Einsatz von
NATO-Drahtverhauen gegen Demonstranten in der zweiten Republik. Brutale
Vorgangsweise , Gummiknüppeleinsatz, Polizeihunde und trotz Minusgraden
Feuerwehrschläuche.
Am selben
Tag demonstrieren in Wien Spontan 40000 Menschen gegen das Kraftwerk Hainburg
Donnerstag
20.12.1984
Die Lage spitzt sich zu
Die Polizei zieht noch mehr Einheiten zusammen, ein weiterer Einsatz am
21.12. steht im Raum
Aubesetzer bereiten sich auf weiteren Polizeieinsatz vor und erhalten
neuen Zustrom
Freitag
21.12.1984
Kanzler Sinowatz entschärft die Situation indem er einen Weihnachtsfrieden
verkündet
"WEIHNACHTSFRIEDEN"
22.12.
bis 4.1.
Einige halten die Stellung, dem Frieden ist nicht zu trauen, viele nützen
auch die Gelegenheit und erholen sich von den zurückliegenden Strapazen,
ander nützen die Gelegenheit, während der Weihnachtsferien,
der besonders an Wochenenden Hohe Zustrom an Besuchern die für kurze
Zeit dieAubsetzer mit Zuspruch und Geschenken hält an
2.1.1985
Der Verwaltungsgerichtshof hebt erkennt Beschwerden gegen den Wasserrechtsbescheid
für das KW Hainburg aufschiebende Wirkung zu - dadurch rechtlich
untermauerter Baustopp. (Dieser wird 1986 aufgehoben)
NACHDENKPAUSE
4.1.1985
Die Bundesregierung verkündet eine einjährige Nachdenkpause.
In weiterer Folge wird eine Ökologiekommission eingesetzt
Januar
1985
Die
Aubesetzer ziehen ab. Viele bereiten sich innerlich darauf vor wiederzukommen,
Der Abbau der Lager und der auf Hauptwegen situierten Barrikaden nimmt
geraume Zeit in Anspruch.
Einige Barrikaden bleiben noch jahrelang an ihrem Platz
Erst im Spätherbst
1985 ist klar, dass eine weitere Aubesetzung vorerst nicht erforderlich
ist.
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